Materialfluss im Miele-Werk Gütersloh

Das Bauteil kommt fahrerlos

Per Lasernavigation sind die Fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) auf ihrem vorgesehenen
Fahrkurs unterwegs.
Per Lasernavigation sind die Fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) auf ihrem vorgesehenen Fahrkurs unterwegs.Bild: E&K Automation GmbH

Die Miele & Cie. KG stellt hochwertige Hausgeräte her. Am Hauptsitz in Gütersloh beschäftigt das Unternehmen 2.300 Mitarbeiter. Innerhalb der Miele Gruppe findet sich dort auch das Kompetenzzentrum für Wäschepflege. Dort entwickelt und fertigt das Unternehmen seine Waschvollautomaten. Etwa 850.000 Geräte laufen jährlich vom Band.

Die SMART MOVE L16 Transportfahrzeuge sind mit einem Li-ION-Energiesystem
ausgerüstet und fahren je nach Auslastung vollautomatisch ihre Ladestation an.
Die SMART MOVE L16 Transportfahrzeuge sind mit einem Li-ION-Energiesystem ausgerüstet und fahren je nach Auslastung vollautomatisch ihre Ladestation an.Bild: E&K Automation GmbH

Materialfluss verbessern

Im Rohbau der Waschvollautomaten wird deren Gehäuse aus diversen Bauteilen vorgefertigt. Dazu müssen unter anderem die Seitenwände in entsprechenden Sonderladungsträgern zunächst mit Hilfe einer Elektrohängebahn (EHB) aus dem zentralen Hochregallager gebäudeübergreifend in den Rohbau gefördert werden. Ab dem zentralen EHB-Hubwerk erfolgt dann der flurgebundene Transport bis zur Fertigungsanlage. Für den Materialfluss vom EHB-Hubwerk zu den Fertigungslinien suchte Miele eine automatisierte Transportlösung. Mit der Entwicklung und Umsetzung eines Fahrerlosen Transportsystems (FTS) wurde E&K Automation beauftragt. Felix Schad, Projektleiter bei EK Automation sagt: „Die Aufgabenstellung war klar: Miele wollte einen automatisierten und vor allem wandlungsfähigen Weitertransport der Materialien, ausgehend von einem hochfrequentierten EHB-Hubwerk, während die zu versorgenden Fertigungsanlagen nahezu direkt mit den Endmontagelinien verbunden sind.“

Waschmaschinenfertigung bei Miele in Gütersloh: Reibungsloser Materiafluss im Rohbau mit
Transportrobotik von EK AUTOMATION
Waschmaschinenfertigung bei Miele in Gütersloh: Reibungsloser Materiafluss im Rohbau mit Transportrobotik von EK AUTOMATIONBild: E&K Automation GmbH

Komplexe Voraussetzungen

Die Anforderungen vor Ort erwiesen aufgrund komplexer räumlicher Begebenheiten anspruchsvoll. Für die Ausarbeitung des Verkehrskonzepts sowie für die Ermittlung der optimalen Anzahl von Transportrobotern nutzt der FTS-Spezialist 3D-Simulation. Dafür kommt das Planungstool Tecnomatix Plant Simulation sowie ein eigenentwickeltes Baukastensystem zum Einsatz. Anhand von möglichst genauen Layoutdatenwird ein Simulationsmodell in 2D oder 3D erstellt. Verknüpft mit den Daten der entsprechenden FTF können dann die Abläufe mit unterschiedlichen Streckenführungen, einer verschiedenen Anzahl von Fahrzeugen, diversen Puffergrößen und mehr abgebildet werden. Im Zeitraffer und aus der Vogelperspektive werden dann alle Möglichkeiten durchgespielt, um früh ungeahnte Herausforderungen, Planungsrisiken, Engpässe und Blockungen zu identifizieren. Auf diese Weise lässt sich das automatisierte Transportsystem exakt auf die räumlichen Gegebenheiten und hohe Produktivität zuschneiden. „In diesem Fall haben wir von Miele 3D-Daten erhalten“, so Schad.

Mitwachsendes Transportkonzept: 2017 wurde die automatisierte Materialflusslösung
erweitert, sodass nun neun Transportroboter bei Miele im Einsatz sind
Mitwachsendes Transportkonzept: 2017 wurde die automatisierte Materialflusslösung erweitert, sodass nun neun Transportroboter bei Miele im Einsatz sindBild: E&K Automation GmbH

Sechs neue Fahrzeuge

Seit 2016 ist nun ein FTS für die Bauteil-Versorgung im Rohbau des Waschmaschinen-Werkes im Einsatz. Es wurden zunächst sechs Fahrzeuge aus der Smart Move L16-Reihe von Linde MH eingesetzt, die bis zu 1.600kg tragen können. Die bei EK Automation mit Navigations- und Steuerungssystemen ausgerüsteten Serienfahrzeuge zeichnen sich durch kurze Planungs-, Inbetriebnahme- und Lieferzeiten aus und können an verschiedene Aufgaben angepasst werden. Um die Fertigungslinien zu versorgen, werden die Ladungsträger dem EHB-Hubwerk entnommen und zunächst einem Entkopplungspuffer zugeführt. Erst wenn der Mitarbeiter an der Fertigungslinie die Bauteile anfordert, erfolgt der Ladungsträgerwechsel. Mit den automatisierten Staplern wird alle drei Minuten an der Linie ein leerer Ladungsträger gegen einen vollen ausgetauscht, wobei der Wechsel im Rahmen des Zweibehälterprinzips innerhalb von acht Minuten erfolgen muss. Sobald ein Transportroboter einen Leerbehälter aufgenommen hat, wird von dem Miele Logistics Execution System der Auftrag zur Versorgung des Platzes heruntergegeben. Da Paletten und Ladungsträger sowohl quer als auch längs transportiert werden müssen, ist es aus Gründen der Arbeitsplatzergonomie erforderlich, die Ladungsträger beim Quertransport weit vorn auf den Gabelspitzen zu transportieren. Die Lastaufnahme und -kontrolle wird durch einen optischen Sensor überwacht.

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