Interview mit Marco Schwarz, JAT

Interview mit Marco Schwarz, JAT

„Fokus auf die
ganzheitliche Lösung“

Seit mehr als 25 Jahren entwickelt, produziert und vertreibt Jenaer Antriebstechnik, kurz JAT, Servoantriebe und mechatronische Systeme. Welche Stärken das ambitionierte Unternehmen dabei ausspielen kann, erklärt Marco Schwarz, Gebietsverkaufsleiter (Bayern, Österreich, Schweiz), im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN.
Herr Schwarz, wie lässt sich die Kernkompetenz von JAT in wenigen Sätzen zusammenfassen?

Marco Schwarz: Wir entwickeln und fertigen Antriebsprodukte seit über 25 Jahren und sind als mittelständisches Unternehmen am Markt sehr gut positioniert. Anfangs waren Servokomponenten unser Kerngeschäft. Doch die Anforderungen an Antriebssysteme wurden immer komplexer und Kunden fragten zunehmend nach Komplettlösungen, so dass wir uns als Hersteller anpassen mussten. Seit vielen Jahren stehen bei JAT deshalb kundenspezifische und maßgeschneiderte Lösungen im Fokus. Unsere Kunden profitieren von uns bei der Lösungssuche für das gesamte Antriebskonzept von der Mechanik bis zur Elektronik, sowie der dahinter stehenden Wechselwirkung. Als inhabergeführtes Unternehmen denken wir zudem langfristig und durch unsere flachen Hierarchien sowie die hauseigene Entwicklungsabteilung mit 45 Personen können wir Kundenwünsche rasch umsetzen.

Welche Antriebsprodukte bietet Ihr Portfolio im Detail?

Schwarz: Unser Produktspektrum umfasst eine Vielzahl von Servoantriebskomponenten, wie z.B. Servomotoren mit Leistungen von 30W bis ca. 3kW und Servoverstärker, die eine sehr hohe Schnittstellenvielfalt aufweisen. Darüber hinaus erweitern wir stetig das Segment der Antriebssysteme für verschiedene Industriezweige wie Elektronik- und Halbleiterindustrie, Verpackungsindustrie, Medizintechnik, Druckindustrie, Textiltechnik, Lagerautomatisierung oder Materialbearbeitung. Vom Miniaturmechatroniksystem, bestehend aus Spindelachsen oder Zahnriemenachsen, bis hin zum Maschinensubsystemen inklusive Gestell oder Maschinenbett bieten wir unseren Kunden eine umfangreiche Palette.

Was sind die besonderen Stärken von Jenaer Antriebstechnik?

Schwarz: In allen Bereichen kundennah und -orientiert zu handeln ist bei der JAT der führende Leitgedanke. Ich selber schätze den Umstand, dass die mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauer häufig in ihrer Größe und Struktur gut zu unserem Unternehmen passen. So stellen sich schnell Gemeinsamkeiten heraus, zum Beispiel in Bezug auf die Erwartungen an den persönlichen Service, Kundennähe, Engagement, Vertrauen und auch die Leidenschaft. Egal wie komplex die Kundenanforderung ist, wir verlieren nie den Fokus auf die ganzheitliche Lösung. Unsere Ingenieure verknüpfen spezifische Branchen- und Prozesskenntnisse mit fundiertem Technologiewissen und Fertigungs-Know-how für eine hochintegrative und passgenaue Kundenlösung. Dabei investieren wir stark in Forschung und Entwicklung und fördern den Austausch mit Hochschulen.

Können Sie die angesprochene Lösungskompetenz an einem konkreten Beispiel aufzeigen?

Schwarz: Für ein Unternehmen aus der Elektronikbranche haben wir einen Servomotor entwickelt, der besondere Anforderungen an die mechanische und elektronische Integration in eine seit vielen Jahren zuverlässig funktionierende Fertigungsmechatronik stellte. Die Herausforderung bestand darin, eine 100-prozentige Plug&Play-Lösung innerhalb kurzer Zeit zu entwickeln, welche die Baugröße des Motors, das Messsystem, die Anflanschung sowie die Übergabeschnittstellen betraf. Der Kunde hat dabei den Vorteil eine Lösung zu erhalten, die im laufenden Produktionsprozess nachgerüstet werden kann. In einem anderen Beispiel haben wir an einem Projekt im Prüfstandsbau für einen Zulieferer im Automotive-Bereich mitgewirkt. Gesamtziel war hier eine besonders kompakte Anlage, die sich in verschiedene Produktionslinien integrieren lässt, um dabei unterschiedliche Sensoren zu prüfen. Durch platzsparende Gleitlager und die geschickte Anordnung der Motoren konnte ein Fünfachssystem bestehend aus zwei Drehachsen entwickelt werden, das in seinen Abmessungen nur unwesentlich größer war als die erforderlichen Nutzhübe.

Das heißt, klassische Serienprodukte aus dem Katalog sind nicht das bevorzugte Tätigkeitsgebiet von Jenaer Antriebstechnik?

Schwarz: Unsere klassischen Servoantriebsprodukte sind als Modulbausteine die Basis für unsere maßgeschneiderten Kundenlösungen. Durch Firmware-Anpassungen oder mechanische Änderungen an Komponenten können wir dann neue Funktionen abdecken und Sonderlösungen realisieren. Dadurch haben wir die Möglichkeit Ausführung und Umsetzung von Kundenanfragen schneller zu verwirklichen.

Gibt es Branchen, in denen Sie mit diesem beratungsintensiven Konzept bzw. mit den individuellen Gesamtlösungen besonders punkten?

Schwarz: In der Automatisierungstechnik sind wir zu Hause. Wir wollen bewegen. Die komplexen mehrachsigen Bewegungen in der Halbleiter/Elektronikbranche z.B. für Handling-, Belichtungs- oder Inspektionsprozesse sind Teil unserer Spielwiese. Hier können wir mit unserer Kompetenz punkten. So sind Genauigkeiten und Geradlinigkeiten im Nanometerbereich sowie hohe Dynamik in der Produktion realisierbar. Auch z.B. in der Verpackungsindustrie, wo viele Achsen räumlich verteilt sind, ist unsere dezentrale Servotechnik für platzsparende und modular aufgebaute Antriebslösungen besonders gefragt. Mit unserer langjährigen Erfahrung in der Medizintechnik sind wir zudem ein Engineering-Partner, der die besonderen Anforderungen an Produkte, Sicherheit und Prozesse in diesem Bereich hervorragend kennt.

Abschließend noch eine Frage nach den Zielen im Hause Jenaer Antriebstechnik. Wie lauten diese?

Schwarz: Über allem stehen die Zufriedenheit, der Erfolg und die Begeisterung unserer Kunden, wir wollen ihnen Mehrwerte schaffen. Dabei stehen wir ihnen als Full-Service-Provider zur Seite und tragen die Verantwortung für den gesamten Workflow, vom Projektmanagement über Entwicklung, Konstruktion, bis hin zu Fertigung und Inbetriebnahme. Mit der Ambition uns als zuverlässiger Partner zu etablieren, sehen wir uns verpflichtet, unsere Produkte und Lösungen ständig an die Marktsituation anzupassen und dafür Technologien weiter zu entwickeln und mit neuen Materialien/Werkstoffen zu kombinieren, für Antriebslösungen, die State of the art sind.

Danke für das Gespräch.

Das Interview führte:

Thomas Reznicek, Chefredakteur

der Fachzeitschrift Austromatisierung.


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