Additive Fertigung und digitale Dienste bei Mapal

„Komplexität und lange Projekte schrecken Kunden ab“

Wenn Sie den Softwareherstellern etwas in den Anforderungskatalog für Ihr nächstes Release schreiben könnten, was würde dort stehen?

Sellmer: Ich spreche jetzt vor allem die Softwareentwickler der Anlagenhersteller an. Um höhere Bauraten zu generieren, geht der Trend in den vergangenen Jahren zu Multi-Laseranlagen. Das bringt bei großvolumigen Bauteilen deutliche Produktivitätssteigerungen. Im Zusammenhang mit den geringen Bauteilvolumina und filigranen Strukturen in unseren Leichtbauwerkzeugen können wir diese Produktivität oft nicht ausnutzen. Es ergeben sich kritische Situationen aufgrund des Wärmemanagements während des Bauprozesses. Diese werden durch längere Abkühlphasen zwischen den Aufschmelzphasen der einzelnen Schichten ausgeglichen. Der Produktivitätsgewinn reduziert sich dadurch deutlich. Die Zuordnung der unterschiedlichen Laserparameter innerhalb eines Bauteils wäre für uns von großem Vorteil. Durch Variation von Schichtstärken und Laserparametern könnten wir größere Bauteilbereiche wesentlich schneller und filigrane Bereiche hingegen mit höherer Qualität bauen. Momentan ist dies nur mit einem wesentlich erhöhten Konstruktions- und Programmieraufwand möglich, der in der Serienfertigung kaum Einsatz findet.

c-Com bietet zahlreiche Lösungen für eine digitalisierte Fertigung. So tauschen beispielsweise das „ARTIS GENIOR MODULAR“ von MARPOSS und c-Com Daten aus, um Nutzern Mehrwerte zu bieten.
c-Com bietet zahlreiche Lösungen für eine digitalisierte Fertigung. So tauschen beispielsweise das „ARTIS GENIOR MODULAR“ von MARPOSS und c-Com Daten aus, um Nutzern Mehrwerte zu bieten.Bild: Mapal Fabrik für Präzisionswerkzeuge

Wie wichtig ist das Feedback aus der Praxis für Ihre Produktentwicklung – und welche Rolle spielt Digitaltechnik beim Informationsrückfluss aus der Fertigung?

Sellmer: Der enge Austausch mit unseren Kunden ist einer unserer Grundsätze und uns sehr wichtig. Wir glauben, dass es der enge Austausch mit den Anwendern unserer Werkzeuge ist, der uns weiteres Entwicklungspotenzial erkennen lässt. Denn sowohl im Sonder- als auch im Standardwerkzeugbereich zielen unsere Produktinnovationen immer auf die Bedürfnisse der Kunden ab. Damit das aber gelingen kann, ist es elementar, den Kunden und seine Aufgaben sowie Bedürfnisse zu kennen und zu verstehen. Nur so können wir ihm mit unseren Produkten einen Mehrwert bieten. Wir müssen unseren Kunden die Lösung anbieten, die ihm das beste Ergebnis liefert. Natürlich ist es dafür wichtig, auch die entsprechenden Daten von unseren Kunden zu kennen.

Mapal hat eine App entwickelt, die die Verschleißart an Wendeschneidplatten erkennt und entsprechende Handlungsempfehlungen gibt.
Mapal hat eine App entwickelt, die die Verschleißart an Wendeschneidplatten erkennt und entsprechende Handlungsempfehlungen gibt.Bild: Mapal Fabrik für Präzisionswerkzeuge

Seit 2017 vermarkten Sie Ihre eigene Cloudplattform C-Com. Deutlich früher als viele Maschinenbauer, die jetzt mit eigenen Angeboten aufwarten. Welche Erkenntnisse konnte Mapal in diesem Zeitraum gewinnen? Gab es zentrale Missverständnisse oder Erfolgserlebnisse?

Fiorucci: Die Vernetzung der Fertigung, die Schlagworte Digitalisierung und Industrie 4.0 begegnen uns im Moment auf allen Ebenen und in vielen Bereichen. Zahlreiche Lösungen und Möglichkeiten, um endlich ‚digitalisiert‘ zu fertigen, werden angeboten. Wenn wir jedoch einen Schritt zurücktreten, bleibt die Digitalisierung eines: Ein Mittel zum Zweck. Dem Zweck, effizienter zu fertigen, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, eine bessere Qualität zu erreichen und unter Umständen neue Geschäftsfelder zu erschließen. Daten müssen einen greifbaren Nutzen haben. Das haben wir gelernt. Kunden sind nur bereit, in eine Software zu investieren, wenn sie ein konkretes Problem löst. Hier sind vor allem einfache Lösungen gefragt. Wir beobachten, dass Komplexität und lange Projekte Kunden er- und abschrecken. Vielfach ist es für die Unternehmen einfacher, Schritt für Schritt zu digitalisieren.

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