Toaster mit WLAN

Developer Week diskutierte die vernetzte Welt von morgen

Toaster mit WLAN

Mitte Juni hat sich die deutschsprachige Softwareentwicklerszene bereits zum vierten Mal auf dem Nürnberger Messegelände getroffen. Neu im Konferenzprogramm war ein Track zum Thema Industrie 4.0.

Neue User Experience mit der Augmented-Reality-Brille 'HoloLens' 
von Microsoft (Bild: Developer Week 2016)
Neue User Experience mit der Augmented-Reality-Brille ‚HoloLens‘
von Microsoft (Bild: Developer Week 2016)

Die Developer Week (DWX) deckte thematisch einen großen Bereich der professionellen Softwareentwicklung ab. In fast 200 Sessions und zehn ganztägigen Workshops konnten sich die Teilnehmer über die neuesten Trends und Entwicklungen aus den Bereichen .NET, Web- und Mobile-Entwicklung informieren. Mit mehr als 1.600 Softwareentwicklern konnte die Teilnehmerzahl erneut um über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.

Qualität auch bei Software das zentrale Thema

Die parallelen Tracks führten zu einem gewissen Überangebot an Vorträgen. Insbesondere für Teilnehmer mit einem breiten Interessensgebiet war es aufgrund der zahlreichen zeitgleichen Veranstaltungen nicht immer einfach zu entscheiden, welchen Vortrag man hören soll. Besonders gut liefen laut Veranstalter dieses Jahr die Tracks Design-Pattern (sogenannte Entwurfsmuster), Softwarequalität und Best Practices. Die intelligente Verwendung von Entwurfsmustern führt in der Regel zu einer besseren Architektur der Anwendung. Die Architektur ist eine zentrale Designentscheidung und beeinflusst sowohl die Stabilität als auch die längerfristige Wartbarkeit der Software. Da es im Track Best Practices ebenfalls um Fragen der Anwendungsarchitektur und der ‚Sauberkeit‘ des Codes ging, lässt sich aus der Top-3 der Tracks ein zentrales Interesse der Entwickler am übergeordneten Thema Qualität ableiten. In einem Hochlohnland wie Deutschland, das zusätzlich mit begrenzten Fachkräfte-Ressourcen kämpfen muss, ist eine derartige Fokussierung in der Softwareindustrie nicht überraschend.

Mühsame Annäherung an Industrie 4.0

Softwareentwickler beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit der Gestaltung von Softwareschnittstellen. Diese dienen der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Komponenten bzw. Teilnehmern in einem Gesamtsystem. In der Kommunikation mit potenziellen Kundengruppen wie dem Maschinen- und Anlagenbau tut man sich in der Software-Branche jedoch schwer. Auch die Developer Week hat gezeigt, dass man aktuell noch viel aneinander vorbeiredet und jeweils wenig über den anderen weiß. Der erstmals angebotene Track ‚Industry 4.0‘ wurde nicht nur wegen der unüblichen Verwendung des englischen Begriffs etwas unglücklich durchgeführt. Zwei von insgesamt fünf Vorträgen des Tracks widmeten sich dem Thema Internet of Things (IoT). Industrie 4.0 und IoT haben zwar durchaus eine gemeinsame technologische Basis, ansonsten aber sind es zwei recht unterschiedliche Themen. Dass der am ersten Konferenztag durchgeführte Track mit einem Vortrag endete, der die unbeliebte und in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wenig verbreitete Unified Modeling Language (abgekürzt UML) mit im Vortragstitel hatte, war aus meiner Sicht schon fast strategische Abschreckung. Grundsätzlich war es aber ein lobenswertes Ansinnen, die wichtigen Zukunftsthemen Industrie 4.0 und IoT zu thematisieren und ein Informationsangebot bereit zu halten. Aber es fehlte der rote Faden, wie interessierte Softwareentwickler und an IT-Technologien interessierte Entscheider an beide Themen strukturiert herangeführt werden können. Beim Presse-Workshop unter dem Titel ‚Internet der Dinge‘ argumentierte einer der anwesenden IoT-Experten, die Cloud-Dienste von Amazon, Google und Microsoft seien nun mal verfügbar, „dann müsse man diese Technik auch nützen“. Warum eigentlich? „Lohnt sich die Anstrengung“ ist die Dauerfrage, die man sich im Maschinen- und Anlagenbau stellt, schließlich sind die IT-Landschaften schon heute in den meisten Unternehmen sehr komplex und der zusätzlich erforderliche Tool-Stack ist beträchtlich. Nebenbei enthalten neue Technologien und Strategien unzweifelhaft immer auch ein gewisses Gefahrenpotential. Diesen berechtigten Bedenken muss man als IT-Anbieter begegnen, indem man Kosten und Risiken transparent macht und vorhandene Ängste nimmt. Das haben viele im IT-Lager noch nicht erkannt, denn hier fehlt das Einfühlungsvermögen. Draufgängertum war im erfolgreichen, häufig inhabergeführten Maschinenbau zum Glück noch nie eine weit verbreitete Charaktereigenschaft. Man kann daher die KMU des Maschinen- und Anlagenbaus nicht in sechs Monaten in moderne Softwareunternehmen transformieren. Viele Protagonisten aus der Softwaretechnologie sind jedoch der Ansicht, genau das ginge. Vor diesem Hintergrund war bedauerlich, dass es erst am letzten Konferenztag versteckt im Track Patterns einen Vortrag zum Thema ‚Digitale Transformation‘ gab, der eine wahre Perle darstellte. Golo Roden ist erfahrener C#- und JavaScript- Entwickler und vielen in der Branche seit Jahren als kritischer Querdenker bekannt. Roden konnte sowohl den Status-Quo als auch die typischen Startprobleme und Ängste vieler Industrieunternehmen beim Einstieg in Digitalisierungsprojekte brillant und praxisorientiert aufzeigen. Mit diesem sehr informativen Vortrag als Auftakt hätte man den kombinierten Industrie 4.0 und IoT Track positiv beeinflussen können.


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