As-a-Service-Modelle für die Industrie

Die Maschine abonniert

Durch IoT-Sensoren schon vorab wissen, wann eine Komponente ausfällt - das ist die Grundlage für einen proaktiven Herstellerservice.
Durch IoT-Sensoren schon vorab wissen, wann eine Komponente ausfällt – das ist die Grundlage für einen proaktiven Herstellerservice.Bild: Syncron AB

In der IT-Branche haben sich sogenannte ‚as-a-Service‘-Modelle bereits etabliert. Unternehmen wie Adobe oder Salesforce bieten ihre Lösungen zu monatlichen Pauschalgebühren an und folgen mit ihren Geschäftsmodellen dem Trend der ‚Servitization‘. Damit wird der Wandel eines Unternehmens weg vom Verkauf eines materiellen Produktes hin zu einem kombinierten Angebot aus Produkt und Dienstleistung beschrieben. Derartige Kombiangebote finden sich beispielsweise auch bei Abonnementdiensten wie Netflix oder Spotify. Dabei ist der Zugang zur Dienstleistung wichtiger als der Besitz des Produktes. Auch in der Industrie – bei Automobil- oder Maschinenbauern – nimmt das Interesse am Servitization-Konzept zu. Die Kombination aus Produkt und Service hat oft einen höheren Nutzen als das physische Produkt allein – am besten für den Kunden als auch für den Hersteller bzw. OEM. Das Etablieren von ‚Product-as-a-Service'(PaaS)-Modellen wird daher vielerorts forciert, was auch am harten Wettbewerb der OEMs liegt: Verbraucher müssen sich für Ersatzteile heutzutage nicht mehr an den Hersteller wenden, sondern können sie direkt bei einem Drittanbieter kaufen. Möglich macht dies ein unabhängiger Aftermarket. Den OEMs brechen dadurch Einnahmen weg. Verwandeln sich Produkte jedoch künftig in eine Dienstleistung, ist der Kauf von Ersatzteilen überflüssig. Kunden verlassen sich auf ein Servicepaket, das Wartung, Reparaturen und Teile umfasst. Sie verlangen Produkte, die stets verfügbar und zuverlässig sind.

Künftig bieten Service-zentrierte Geschäftsmodelle den Herstellern viele Möglichkeiten, ihr Geschäft an die sich verändernden Kundenerwartungen anzupassen.
Künftig bieten Service-zentrierte Geschäftsmodelle den Herstellern viele Möglichkeiten, ihr Geschäft an die sich verändernden Kundenerwartungen anzupassen.Bild: Syncron AB

IoT-Fähigkeit ist das A und O

Die Umstellung auf ein ein PaaS-Modell erfordert vorausschauende Planung sowie die Anbindung der entsprechenden Objekte an das Internet of Things. Wenn jede Komponente einer Maschine oder eines Autos IoT-fähig ist, ermöglicht dies die Analyse der entsprechenden Daten – etwa die Fernüberwachung von Ersatzteilen. Im Automotive-Bereich und im Maschinenbau werden noch viele Jahre lang diverse Teile im Einsatz sein, die nicht digital vernetzt sind. Die Reparatur und Wartung dieser Produkte muss weiterhin über die traditionellen Servicebetriebe der OEMs erfolgen. Dieses ‚Break-Fix‘-Servicemodell, also eine Reparatur erst im Falle eines Defekts, wird auf Dauer sehr kostspielig für die Hersteller. Um also an der Servitization partizipieren zu können, rüsten OEMs auf IoT-fähige Produkte und Ersatzteile um, die eine vorausschauende Wartung ermöglichen. Geplante Ergebnisse sind deutlich kürzere Stillstandzeiten, eine höhere Produktivität und eine bessere Servicequalität.

Vier Schritte der Servitization Beim Wandel vom Break-Fix-Serviceanbieter zur proaktiven Servitization-Organisation durchlaufen OEMs typischerweise vier Phasen:

  • Reaktive Schadensbekämpfung: Es handelt sich um eine reine Instandhaltung. Reparaturen können erst nach einem Stillstand vorgenommen werden, da die Produkte nicht digital überwacht werden. Die Lagerhaltungskosten sind gering, da Hersteller ihren Kunden ausschließlich Serviceteile verkaufen.
  • Präventiver Wartungsservice: Durch regelmäßige Wartung sollen Maschinenstillstände präventiv vermieden werden. Da auch hier keine digitale Vernetzung mit dem Produkt vorliegt, reduzieren sich zwar Ausfallzeiten, können aber dennoch nicht vermieden werden. Im Vergleich zur Break-Fix-Phase können Hersteller ihre Bestands- und Wartungskosten langfristig senken.
  • Prädiktive All-inclusive-Verträge: Dabei sind die Hersteller teilweise digital mit ihren Produkten vernetzt. Dadurch können Wartungen prognostiziert werden. Die Produktdaten stehen jedoch nicht regelmäßig zur Verfügung, was für den Hersteller ein Kostenrisiko birgt: Der Anwender oder Fahrer erhält einen All-Inclusive-Vertrag, der in der Regel eine Servicelevel- oder Betriebszeitgarantie beinhaltet. Während der Vertragsdauer sind benötigte Teile und Dienstleistungen inbegriffen. Daher verfolgt der Hersteller das Ziel, eine maximal zutreffende Prognose und Analyse zu erreichen und damit das Vertragsrisiko zu minimieren.
  • Proaktiver Service: Dabei sind Hersteller komplett mit ihren Produkten vernetzt und erhalten Echtzeitinformationen – beispielsweise über Temperatur oder Vibrationen. In Kombination mit KI-Technologien können Ausfälle vorhergesagt und verhindern werden. Zudem ist es möglich, den Service passend auszulegen.

Dienstleistung im Zentrum

Zukünftig werden viele Anwender nur noch für die Nutzung eines Produktes bezahlen. Dementsprechend sind individuelle Dienstleistungen für die Hersteller von übergeordneter Bedeutung. Im Zentrum dieses Angebots stehen vorausschauende Maßnahmen, die dazu beitragen, die Betriebszeit zu maximieren. Dazu müssen jedoch Altprodukte durch IoT-fähige Teile ausgetauscht wurden. Service-zentrierte Geschäftsmodelle bieten den Herstellern dabei viele Möglichkeiten, ihr Geschäft an die sich verändernden Kundenerwartungen anzupassen. Der Umbruch hat das klassische Produktgeschäft bereits erfasst.

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