Der Highspeed-Cobot

Schon seit den 1980er-Jahren setzt Schubert auf die hohe Performance von Scara-Kinematiken.
Schon seit den 1980er-Jahren setzt Schubert auf die hohe Performance von Scara-Kinematiken. Bild: TeDo Verlag GmbH

Über alle Branchen hinweg gilt: Eine moderne Maschine setzt sich aus den Kerndisziplinen Mechanik, Elektronik und Software zusammen. „Wir bei Schubert sind der Meinung, dass man sich nicht nur auf die Mechanik konzentrieren darf“, skizziert Geschäftsführer Ralf Schubert den eigenen Anspruch als Maschinenbauer. Deshalb ist die Wertschöpfungstiefe bei Schubert in allen drei Bereichen sehr hoch. Während viele Maschinenbauer einen anderen Weg eingeschlagen und auf am Markt verfügbare Elektronik-, Steuerungs- und Softwarelösungen zugegriffen haben, hat man bei Schubert die eigene Wertschöpfung nochmals erweitert. So zählt der Verpackungsmaschinenbauer längst auch die Bildverarbeitung und die Robotik zu den hauseigenen Kernkompetenzen.

Wir reduzieren den Cobot nicht 
auf die Kollaboration mit dem Werker. Das wäre zu kurz gegriffen.

Volker Haaf, Schubert
Wir reduzieren den Cobot nicht auf die Kollaboration mit dem Werker. Das wäre zu kurz gegriffen. Volker Haaf, SchubertBild: Gerhard Schubert GmbH

Wertschöpfung + Integration = USP

„Diese Expertise bringt uns große Vorteile“, versichert der Geschäftsführer. Fast alle Teile einer Schubert-Verpackungsmaschine werden im eigenen Haus entwickelt und produziert: Vom mechanischen Grundgerüst über die CNC-Achsen und die Steuerungssoftware bis hin zu HMIs, OPC-Server oder Vision-Lösungen. „Das gesamte System kommt von uns“, bekräftigt Schubert. So entstehen am Stammsitz in Crailsheim rund 15 Teilmaschinen pro Woche, die in der Endmontage zu kompletten Verpackungsanlagen zusammengesetzt und in Betrieb genommen werden. Aus der hohen Wertschöpfung generiert Schubert einen zentralen USP: die vollständige und nahtlose Integration aller Maschinenbestandteile. Es gibt keine unnötigen Schnittstellen und Gateways, die sich negativ auf die Performance auswirken. „Man kann längst nicht mehr sagen, dass ein bestimmtes Teil einer Maschine das wichtigste ist“, fährt der Unternehmer fort. „Am wichtigsten ist das Zusammenspiel aller Bestandteile. Dabei darf man keine Kompromisse eingehen.“ Mit diesem Ansatz hat sich der Maschinenbauer auch der Robotik gewidmet.

Bild: Gerhard Schubert GmbH

Zwei Messen Vorsprung

Heute ist das aktuelle Portfolio deutlich breiter, doch die Firma Schubert kommt historisch aus der Endverpackung. In den 1980er-Jahren konkurrierten in der Branche verschiedene Verfahren, um ein Produkt zu verpacken. Das sogenannte Toploading, bei dem die Produkte von oben in die Verpackung kommen, galt im Vergleich ursprünglich als zu kompliziert. „Das änderte sich durch die technologischen Fortschritte in der Robotik“, blickt Ralf Schubert zurück. „Deswegen haben wir uns dieses Prinzips angenommen – und der Robotik.“ In der Folge zeigte das Unternehmen 1981 auf der Interpack den ersten vierachsigen Verpackungsroboter. „Die Besucher waren begeistert“, erinnert sich der Geschäftsführer, „sie hatten ja noch nie einen Roboter gesehen.“ Eine Fachmesse später – im Jahr 1984 – zeigte Schubert bereits eine komplette Roboterpackstraße mit vierachsigen Kinematiken. „Der Wettbewerb hat uns einen nachhaltigen Erfolg mit diesem Konzept nicht zugetraut und abgewartet.“ Erst zwei Fachmessen darauf, also sechs Jahre später, haben Marktbegleiter nachgezogen und ebenfalls Roboterlösungen vorgestellt. Bemerkenswert: Heute gibt es außer Schubert keinen Verpackungsmaschinenhersteller mehr, der seine Roboter selbst baut. Doch war es mitnichten einfach, die Robotik fit für Verpackungsanwendungen zu machen. Denn die frühen Robotersteuerungen waren nicht schnell genug. „Wir haben damals deshalb selbst einen PC-basierten Controller entwickelt“, erzählt Ralf Schubert. Damit waren zumindest 50 Takte pro Minute möglich. „Klassische Controller hätten höchstens 30 Takte geschafft.“ Um Performance-Probleme endgültig zu eliminieren, realisierte Schubert in den 1990er-Jahren ein komplettes Steuerungssystem: die Verpackungsmaschinensteuerung VMS. Daraus hervorgegangen ist das Tochterunternehmen Schubert System Elektronik, das die Steuerungstechnik für die hauseigenen Anlagen bis heute entwickelt und produziert.

Der Einsatz marktüblicher 
Leichtbauroboter kann nicht 
unser Weg sein, denn wir verstehen 
uns längst als Roboterhersteller.

Ralf Schubert, Schubert
Der Einsatz marktüblicher Leichtbauroboter kann nicht unser Weg sein, denn wir verstehen uns längst als Roboterhersteller. Ralf Schubert, SchubertBild: Gerhard Schubert GmbH

Vom Robot zum Cobot

Das Spektrum der bei Schubert verbauten Kinematiken ist breit. Schon früh setzte das Unternehmen allerdings auf Scara-Roboter. „So haben wir bereits in den 1980er-Jahren eine Pralinenpackstraße realisiert“, erinnert sich Schubert. Heute ist das Verhältnis bei Pick-Vorgängen in den Maschinen etwa 80 Prozent Scaras zu 20 Prozent Deltas. Als das Thema der kollaborativen Robotik immer mehr Beachtung in der Branche fand, stellte sich für Schubert – zumindest theoretisch – wieder einmal die Frage: Eine gängige Lösungen zukaufen oder selbst machen? „Viele Wettbewerber setzen z.B. marktübliche Leichtbauroboter auf einer siebten Achse ein. Das kann aber nicht unser Weg sein“, betont Schubert. „Denn wir verstehen uns längst als Roboterhersteller.“ Entsprechend fiel die Entscheidung nicht schwer. Als Ziel wurde ein kompletter Baukasten für Cobot-Lösungen definiert, der eine fünfachsige Scara-Kinematik, ein Vision-System, Zuführbänder, Formatteile und vieles mehr umfasst. Kernelement ist eine einfach zu konfigurierende Steuerung, mit der das Unternehmen dem steigenden Programmieraufwand sowie dem Mangel an Spezialisten begegnen will. Mithilfe von KI-Algorithmen und neuronalen Netzen soll sich der Cobot fast wie von selbst auf die zu handhabenden Produkte einstellen.

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