ERP-System und Prozesse neu gedacht

ERP-System und Prozesse neu gedacht

Standard für die digitale
Unternehmenssteuerung

Viele Produzenten suchen den idealen Pfad zum digitalen Unternehmen. Als Wegbegleiter baut der österreichische Maschinenbauer KRAL dabei auf eine standardisierte IT-Basis und einen kompetenten Partner. So wurde aus dem ERP-Update eine weitreichende Digitalisierungskampagne – die in kleinen Schritten stets gut zu bewältigen bleibt.

Die KommissioniererInnen werden von fahrerlosen Transportfahrzeugen unterstützt. Die Automaten bringen nachts die benötigten Komponenten aus dem Kleinteilelager an die Kommissionierzellen. Bild: ©Daniela Glunz/Cosmo Consult AG)

Der 1950 gegründete Auftragsfertiger KRAL im österreichischen Lustenau ist ein Familienunternehmen, das heute in dritter Generation geführt wird. KRAL entwickelt und produziert Schraubenspindelpumpen und Durchflussmesstechnik und bietet darüber hinaus kundenspezifische Lösungen für Anlagen, vom Engineering bis zur Inbetriebnahme und dem After Sales Service. Die Kunden kommen vorwiegend aus den Branchen Marine, Stromerzeugung, Öl und Gas, Maschinenbau und Chemie. Dazu gehören kleinere lokale Unternehmen ebenso wie weltweit tätige Industriekonzerne. Neben der Firmenzentrale in Lustenau gibt es ein Technisches Büro und Vertriebsnetz in Deutschland, einen Direktvertrieb in Frankreich und Polen sowie zwei weitere Standorte in den USA und China. Fertigung und Knowhow bleiben ausschließlich im Stammhaus. Zu den 250 Mitarbeitern in Österreich gehören auch 35 Auszubildende, die alle eine Jobgarantie haben, denn es gehört zur Unternehmensstrategie, nicht durch Zukäufe, sondern aus eigener Kraft zu wachsen. Das Unternehmen ist in zwei Business Units strukturiert: Schraubenspindelpumpen und Durchflussmesstechnik. Produziert wird nur auf Kundenauftrag. „Bei unseren Kunden genießen wir den Ruf, Sonderwünsche zu ermöglichen“, schildert Thomas Blum, Operations Manager. Bei Inbetriebnahmen, Reklamationen oder im Schadenfall – weltweit – kommen die Monteure und die Ersatzteile stets aus Lustenau.

Zu individuell

Als ERP-System war bis 2018 Microsoft Dynamics NAV 2009 im Einsatz. Die Software war inzwischen so stark individualisiert, dass man kaum noch von einem Standard sprechen konnte. „Das wichtigste, das bei uns ganz oben auf der Agenda stand, war: Zurück zum Standard“, erinnert sich Thomas Düringer, IT Manager. „Die Firma ist jetzt rund 70 Jahre alt und es gibt bei uns Prozesse, die sind fast so alt“, ist er sich bewusst. „Bei Microsoft wird man sich etwas bei den Standards gedacht haben und hat die Erfahrungen vieler Unternehmen einfließen lassen. Daher musste für uns ein großer Teil der Standardisierung in der Anpassung interner Prozesse bestehen“, sagt der IT-Leiter. Als Partner für dieses Projekt entschied man sich 2016 für die Cosmo Consult-Gruppe, einen der führenden Microsoft-Dynamics-Partner Europas und weltweiter Anbieter von IT-Lösungen und -Dienstleistungen. Das Ziel bestand in der Standardisierung, Automatisierung und Effizienzsteigerung aller Abläufe und man begann mit einem Reengineering und Update auf Microsoft Dynamics 2017. Auf die Implementierung der Branchenlösung CC|Auftragsfertigung folgte ab April 2018 die Optimierung des ERP-Standards unter anderem. durch eine Integration spezieller Cosmo Consult-Produkte wie der taktorientierten Planung, dem Produktdatenmanagement und einem Webshop auf Basis von CC|e-Commerce, in den man den Konfigurator aus der Auftragsfertigung integrierte. In der Konstruktion wurden als Pilotprojekt das ins Produktdatenmanagement integrierte Änderungswesen und der CAD-Konnektor eingeführt.

Autonomie durch Webshop

Der Webshop vom Cosmo Consult-Partner Sana Commerce ist Bestandteil von CC|e-Commerce und wurde ohne Schnittstelle in das ERP-System integriert. Er soll mithilfe des Konfigurators dafür sorgen, dass der Außendienst ein technisch und kaufmännisch einwandfreies Produkt ohne Umweg über das Stammhaus anbieten kann. Alles, was im Konfigurator aufgeführt ist, wurde bereits technisch sowie kaufmännisch geprüft und freigegeben. Der Vertreter wählt mit Hilfe einer Checkliste die gewünschten Optionen aus und erhält am Ende ein fertiges Produkt, bei dem der Verkaufstext sowie der Verkaufspreis automatisch generiert werden. „Damit haben wir unser Ziel erreicht, dass die Niederlassungen und der Direktvertrieb weltweit autonom arbeiten können. Das funktioniert hervorragend“, so Düringer. Zudem dient der Webshop gleichzeitig als ERP-System im Internet. Über ihn kann man Belege erstellen und einsehen, Zeichnungen, Rechnungen oder Lieferscheine anzeigen und demnächst Sendungen mit Track-and-Trace verfolgen. Das entlastet den Innendienst, der Direktvertrieb wird gefördert und die variantenlastigen Produkte können einfach vom Vertreter bestellt werden, ohne dass man einen Techniker im Hintergrund braucht. „Mit Amazon verglichen ist das vielleicht nicht spektakulär, aber in unserer konservativen Metallbranche doch ein gewaltiger Schritt und für uns eine neue Welt“, stellt Düringer fest und konstatiert: „Vor allem die interne Effizienz konnten wir so von Beginn an deutlich steigern.“ Auch die Lieferzeiten lassen sich im Zusammenspiel von Standard und Add-ons verkürzen, Preise schneller kalkulieren, Liefertermine schneller nennen – alles ohne Beteiligung der Zentrale.