„Die Zeichen der Zeit deuten“

Sie haben ja bereits die Daten- bzw. IT-Sicherheit angesprochen. Wie lässt sich diese in Zeiten zunehmender Vernetzung überhaupt sicherstellen?

Zangerl: Hier bedarf es unterschiedlicher Stoßrichtungen: Die technische Basis für die Sicherheit bieten moderne Produkte, wie wir sie als Teil unseres Lösungsportfolios anbieten. Der ausschlaggebende Punkt sind aber die Menschen, die diese Technik einsetzen. Wir schulen unsere Mitarbeiter und Kunden bei Bedarf proaktiv, damit Bewusstsein und Verständnis dafür entwickelt wird, wie und wo Risiken entstehen. Dabei kommt uns zu Hilfe, dass das Thema immer öfter in Fachzeitschriften und Publikumsmedien präsent ist. Egal ob es um die Deutsche Bahn geht, um Prozessanlagen im Nahen Osten oder um Krankenhäuser in England – wenn Computer im Industrieumfeld gehackt und ganze Infrastrukturen lahmgelegt werden, dann steigt das Bewusstsein automatisch. Zusammenfassend lässt sich sagen: Sicherheit ist weniger eine Frage der Technologie, als eine der Anwendung.

Wie wird sich das globale Wettbewerbsumfeld in Bezug auf die Automatisierung und den Maschinenbau verändern?

Zangerl: Hier ist in erster Linie China zu nennen, ein Wachstumsmarkt, der aus heutiger Sicht großes Potenzial verspricht. Dennoch ist die Entwicklung in gewisser Weise Fluch und Segen zugleich. Denn der chinesische Markt fertigt schon heute nicht mehr nur High-End-Elektroartikel wie Smartphones im Auftrag ausländischer Firmen, sondern bringt auch eigene Entwicklungen auf Top-Level hervor. Eine analoge Entwicklung werden wir vermutlich auch im Maschinen- und Anlagenbau erleben. Das Siegel Made in China steht dann nicht mehr nur für die Produktionsstätte der Welt, sondern auch für Hightech.

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Zangerl: Damit der hiesige Mittelstand eine bedeutende Stütze für die Wirtschaft in Europa bleiben kann, muss er ein Stück von seinem hohen Ross absteigen. Wir bei Bachmann wollen – ähnlich wie der chinesische Markt auch – wieder langfristiger denken. In diesem Sinne versuchen wir neue Themenfelder abzuleiten, die das Unternehmen weiterbringen – nicht nur die kommenden ein oder zwei sondern die nächsten zehn bis 20 Jahre.

Bachmann ist als Automatisierungsanbieter recht spitz auf bestimmte Anwendungsbereiche fokussiert. Wird sich das durch Digitalisierung und Co. wieder ändern?

Zangerl: Diese Frage wird für einen Mittelständler wie Bachmann schnell zur Gratwanderung. Denn wir müssen im Rahmen unserer Ressourcen stets abwägen, was wir alles leisten können, ohne den technischen Tiefgang und unser Applikations-Know-how zu verlieren. Aus heutiger Perspektive sind wir mit den vier Branchen Wind, Marine und Offshore, Maschinenbau und Erneuerbare sehr gut aufgestellt. Dennoch verschließen wir uns keinem Themenfeld pauschal, sondern beschäftigen uns im Rahmen unserer strategische Überlegungen ausgiebig damit, welche Weichen vorausschauend zu stellen sind. Dabei halten wir nicht stoisch an den heute adressierten Anwendungen fest. Unsere Visualisierungsprodukte wie Atvise sind hier ein gutes Beispiel: Sie sind so vielseitig verwendbar, dass es unklug wäre, nicht auch neue Einsatzfelder zu adressieren – gegebenenfalls mithilfe zusätzlicher Vertriebskanäle und Partnern, die mit unserer Branchensegmentierung eigentlich nichts zu tun haben.

Die Vision von Industrie 4.0 hält Industrieausrüster ja dazu an, verstärkt in Kooperationen zu denken. Ist es dieser Ansatz, dem Sie hier folgen?

Zangerl: Prinzipiell ist es nichts Neues, dass wir in gewissen Bereichen mit Partnern arbeiten. Das hat sich seit Jahren sehr gut bewährt. Doch wenn man sich im steigenden globalen Wettbewerb behaupten will, sollte man noch engmaschiger zusammenarbeiten – selbst mit Unternehmen, denen wir in manchen Themenfeldern als Konkurrenten begegnen. Um künftig noch ein Stück des Kuchens abzubekommen, muss man den ausschlaggebenden USP eben oft gemeinsam anbieten.


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