Wann ist nach Corona?

Stellvertretend für zahllose Fertigungsunternehmen und Herstellungsbetriebe äußert sich Lothar Horn im dima-Interview zur aktuellen Situation. Der Geschäftsführer der Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH aus Tübingen nennt Auswirkungen und Maßnahmen, setzt wie immer auf seine Fachkräfte und berichtet über eigene Planungen.

Lothar Horn, Geschäftsführer des familiengeführten Werkzeugherstellers aus Baden-Württemberg.
Lothar Horn, Geschäftsführer des familiengeführten Werkzeugherstellers aus Baden-Württemberg.Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH

dima: Herr Horn, welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?

Wenn ich das zweites Quartal 2020 betrachte, so rechne ich hier mit einem Rückgang im Auftragseingang von etwa 50%. In Ländern, in denen die Medizintechnik eine große Rolle spielt, verzeichnen unsere Vertretungen weniger Rückgang als in Regionen, die vor allem von der Automotive-Industrie geprägt sind. In Ländern, in denen staatliche Regelungen die vorübergehende Schließung der Industrie als Folge haben, verzeichnen wir einen noch höheren Rückgang. Wenn ich Europa betrachte, dann sind Beispiele hierfür Italien, Frankreich und Spanien. Die Auswirkungen in Summe sind heute noch gar nicht absehbar, weil niemand weiß, wie und wann es weitergeht. Aber wir sind zuversichtlich und arbeiten weiter an Lösungen für unsere Kunden und halten unsere Lieferfähigkeit sowie den gewohnten Service aufrecht. Die einzige Ausnahme sind Vor-Ort-Termine. Diese können aus gegebenem Anlass derzeit oft nicht wahrgenommen werden. Für das dritte Quartal setzen wir im Moment einen Rückgang zum Vorjahr von 15 bis 25% an – im vierten Quartal immerhin noch 10 bis 15%. Über das ganze Jahr gesehen planen wir aktuell mit einem Minus in der Größenordnung von 20%.

Blick in den Fertigungsbereich „Schleifen“ bei Horn. Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH

dima: Mit welchen Maßnahmen stellen Sie sich auf die aktuelle Situation ein?

Ich bin der Meinung, dass wir das Thema weiterhin sehr ernst nehmen sollten. Bei Horn war das die letzten Wochen so und es wird auch weiterhin so bleiben. Abstandsregeln sind einzuhalten, Mund- und Nasenschutz entsprechend anzuwenden und erhöhte Handhygiene ist umzusetzen. Die Arbeitsplätze wurden, wo möglich, nach den Abstandsempfehlungen neu ausgelegt und angeordnet. Teilweise wurden Abteilungsbereiche geteilt und in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht. Wichtig ist auch die Meldekette bei Verdachtsfällen und bei bestätigten Fällen, damit hier schnell und zielführend gehandelt werden kann. Auch mehrstufige Einschränkungen im Betriebsrestaurant waren und sind essentiell, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Nur gemeinsam lässt sich diese Zeit so gut wie möglich überdauern. Wir bei Horn wissen das und alle ziehen mit, denn das Geschäft muss weitergehen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die gesamt Horn-Belegschaft!

Walzenstirnfräser ISO 90P als ein typisches Werkzeug der Tübinger Spezialisten: Im Hintergrund gibt Markus Horn, Sohn des Interview-Partners und ebenfalls Geschäftsführer, die Richtung vor. Bild: Dag Heidecker

dima: Wie stehen Sie zu den unterstützenden Maßnahmen aus der Politik?

Leider betreffen uns die Maßnahmen der Politik aktuell nicht. Sollten wir Kurzarbeit aufgrund von staatlicher oder amtlicher Regelungen einführen müssen, haben wir daher selbst Tatsachen geschaffen. Für den Fall, dass Kurzarbeit vor Ende Mai 2020 kommt, zahlt die Paul Horn GmbH auf das Kurzarbeitergeld auf, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin mit 100% Nettoentgelt rechnen können. Wir wollen auch künftig einsatzfähig bleiben, da nach der Automotive-Industrie die Medizintechnik eine unserer wichtigsten Kundenbranchen ist. Gerade jetzt dürfen auch hier produktionsseitig keine Engpässe entstehen. Das geht aber nur, wenn man die Beschäftigung entsprechend aufrechterhält.

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