Wertschöpfung durch Softwarekomponenten


Modellbasierte Entwicklung

Da Maschinenbauer in der Regel keine ausgesprochenen Softwareingenieure sind, können sie hier gleich mehrfach von den Vorteilen von modellbasierter Entwicklung oder Model-Based Design mit Matlab und Simulink profitieren. Neben der Möglichkeit, Modelle ihrer Komponenten-, Maschinen- und Anlagensoftware modular zu entwickeln, zu simulieren und hardwareunabhängig zu testen, steht ihnen die automatische Codegenerierung zur Verfügung, mit der Algorithmen per Knopfdruck auf spezifische Hardware implementiert werden. Modelle ermöglichen den intuitiven und übersichtlichen Aufbau aus vordefinierten Bausteinen und die durchgehende Verifikation. Designfehler werden bei diesem Ansatz bereits auf der Modellebene behoben, sodass sich Entwicklungszyklen deutlich verkürzen. Im Anschluss daran folgt die Implementierung, die mit traditionellen Methoden eine besondere Hürde darstellt. In der Vergangenheit mussten Algorithmen typischerweise manuell von ausgewiesenen Experten in IEC61131-3, C/C++, VHDL oder Verilog entwickelt werden. Diese Vorgehensweise ist nicht nur aufwändig, sondern auch fehleranfällig und insbesondere der steigenden Komplexität von Algorithmen nicht mehr angemessen. Manuell implementierte Funktionen, die bereits durch Simulationen verifiziert wurden, verhalten sich unter Umständen nicht mehr so wie vorgesehen, enthalten Fehler und verursachen damit Lieferverzögerungen und Probleme im Feld.

Automatische Codegenerierung

Wird die Echtzeitfunktionalität dagegen mit Hilfe von automatischer Codegenerierung direkt aus dem Simulationsmodell generiert, lassen sich diese Fehlerquellen vermeiden. Der getestete Algorithmus wird dazu mit dem Simulink PLC Coder in IEC 1131-36, mit dem Embedded Coder in echtzeitfähigen C- oder C++-Code oder mit dem HDL Coder in VHDL- oder Verilog-Code übersetzt. Das spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht auch die Schaffung zukunftsfähiger Lösungen in kleinen Entwicklerteams, wie sie für den Maschinenbau mit seinen vielen Mittelständlern typisch sind. Model-Based Design mit automatischer Codegenerierung ermöglicht es den Ingenieuren, ihre eigentliche Expertise im Bereich der Konstruktion für den Aufbau einer Maschine oder Anlage voll auszunutzen, ohne sich mit den Details der dazu erforderlichen Programmiersprachen auseinandersetzen zu müssen. Um im weltweiten Konkurrenzkampf zu bestehen, müssen Unternehmen attraktivere Produkte anbieten können, die gleichzeitig effizienter und kostengünstiger entwickelt und produziert werden. Der vorgestellte Ansatz ermöglicht genau das. Über die auf der Hand liegenden positiven Aspekte hinaus eröffnet eine geschickte Nutzung von Industrie 4.0 und IIoT dem Maschinenbau aber auch völlig neue Geschäftsmodelle.

Neue Geschäftsbereiche

Moderne Produktionsanlagen haben eine Lebensdauer von zwanzig Jahren und mehr. Über diese Zeit hinweg werden diese Systeme selten verändert, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Die Fähigkeit, neue Software unabhängig von der Maschine zu entwickeln und zu testen, ermöglicht es dem Hersteller, seinen Kunden (kostenpflichtige) Upgrades anzubieten, die den Funktionsumfang der Maschine stetig erweitern, etwa durch neue Softwarefunktionen, die auf der Standardmaschine nicht vorhanden sind und verbesserte Regelstrategien enthalten. Innovative Maschinenbauer haben bereits begonnen, ihren Kunden Serviceverträge für die vorausschauende Wartung anzubieten und so Produktionsstillstände ihrer Fertigungsstraßen zu verringern. Als Gesamtkonzept hat sich Industrie 4.0 das Ziel gesteckt, die wachsende Komplexität von Software und die stetig zunehmenden Datenmengen aus den verschiedensten Branchen nicht als Problem anzusehen, sondern Tools und Methoden aus der IT-Welt einzusetzen, um dadurch neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Mittelfristig werden diejenigen Unternehmen, denen es gelingt, ihren Blick auf ein interdisziplinäres Denken in den Entwicklungsabteilungen zu verschieben, diesen Wandel als Branchenführer überstehen – andere werden diesen Wandel nicht mitmachen und verschwinden.